Kaiserslautern klimaneutral 2035?
Das aktuelle Ziel für Klimaneutralität in Kaiserslautern ist 2050. Das ist die Basis des Masterplan 100% Klimaschutz 2050, den der Stadtrat 2017 beschlossen hat. Nach fünf Jahren ist es sicher sinnvoll, einen Beschluss nochmal zu beleuchten. Mit dem Nachhaltigkeitsbeschluss vom 25.08.2020 hat der Stadtrat die Verwaltung beauftragt zu prüfen, ob die Klimaschutzziele aus dem Masterplan früher erreicht werden können. Daher hat die Stadt Kaiserslautern das Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu) beauftragt, die Umsetzung und Ziele des Masterplans zu bewerten. Das ifeu forscht und berät weltweit zu wichtigen Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen für zahlreiche internationale und nationale Fördermittel- und Auftraggeber.
Warum nicht 2035?
Ein Ergebnis der ifeu-Studie vom August 2022: Statt 2050 wird das Ziel Klimaneutralität 2040 “ausdrücklich empfohlen” [p.18]. Um die Zahl in Relation zu setzen: Das Bundesverfassungsgericht hat den Bund dazu gezwungen, von 2050 als Ziel Abstand zu nehmen, so dass der Bund 2045 anstrebt [p.17]. Das Land Rheinland-Pfalz strebt 2040 an [p.17]. Mit 2040 wäre Kaiserslautern also auf einer Stufe mit dem Land Rheinland-Pfalz. Es gibt laut der ifeu-Studie “zahlreiche” Masterplan-Kommunen, die eine frühere Klimaneutralität anstreben: 2030 oder 2035. [p.17]. Für die Einhaltung des Pariser Klimaschutzabkommens, auf das sich die Menschheit völkerrechtlich bindend geeinigt hat, muss Deutschland 2035 klimaneutral werden. Der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) der Bundesregierung Deutschland nennt sogar 2031 als Ziel für die Klimaneutralität Deutschlands, um das Pariser Ziel, die Erderwärmung auf “möglichst 1,5°C zu begrenzen”, mit wenigstens 50% Wahrscheinlichkeit zu erreichen.
Aus der ifeu-Studie ist nicht zu entnehmen, warum ein früheres Ziel als 2040 für Kaiserslautern nicht in Betracht kommen sollte.
Zielerreichung
Die Studie geht auch darauf ein, inwiefern die Zwischenziele für eine Klimaneutralität 2050 erreicht worden sind. Im Bereich Raumwärme hat der Masterplan selbst im schlechtesten Fall eine Reduktion der Treibhausgasemissionen von 2015 bis 2019 um 20% eingeplant. Die Realität ist eine Zunahme um 11,1% (mit Witterungskorrekur, 4,2% ohne) [p.7]. Geplant war, die Sanierungsrate von Gebäuden mehr als zu verdoppeln, um Energie einzusparen (von 0,8% im Jahr auf 1,8%) [p.7]. Dies ist allerdings nicht eingetreten. Das ifeu listet konkrete Maßnahmen auf [p.8], welche die Stadt Kaiserslautern umsetzen kann, um die selbstgesteckten Ziele doch zu erreichen.
Ebenfalls sieht das ifeu Herausforderungen beim Erreichen der Ziele im Bereich Verkehr [p.8]. Kaiserslautern hat zwar ein umfangreiches Maßnahmenpaket in Gang gesetzt, aber eine Wirkung ist noch nicht feststellbar [p.8]. Auch in diesem Bereich schlägt das ifeu konkrete Maßnahmen vor [p.15]. Eine weitere Idee aus der Studie: Die Stadtverwaltung Kaiserslautern könnte mit gutem Beispiel vorangehen und ein Ziel für die Klimaneutralität der Stadtverwaltung festlegen [p.16].
Es gibt auch Bereiche mit Emissionsreduktion. Durch erneuerbare Energien entstehen bei der Stromerzeugung mittlerweile weniger CO₂. “Der gesunkene Emissionsfaktor für den Bundesmix Strom … [ist] die Hauptursache für die Gesamteinsparung der Stadt.” [p.6]. Also nicht die Maßnahmen der Stadt, sondern der Fortschritt bei der Energieversorgung ist laut ifeu die Hauptursache für die Emissionsreduktion in Kaiserslautern.
Soweit die aus unserer Sicht besonders interessanten Punkte aus der ifeu-Studie. Es lohnt sich auf jeden Fall, sie vollständig zu lesen.
Und jetzt?
LocalZero strebt eine Klimaneutralität bis 2035 an – und das ist auch das Ziel für Kaiserslautern von KlimaLautern als Teil von LocalZero. Dieses Datum, und nicht 2040, muss unserer Meinung nach das Ziel für eine Überarbeitung des Masterplans sein. Aber Ziele müssen auch erreicht werden. Unser Standpunkt ist daher, dass auch bei den Maßnahmen nachgesteuert werden muss. Konkrete Maßnahmen benennt die ifeu-Studie. Ein Nachsteuern erscheint uns unbedingt notwendig, da sogar die Zwischenziele für Klimaneutralität 2050 nicht erreicht worden sind. Wenn man also nur die Ziele verschärft, ohne bei den Maßnahmen nachzusteuern, geht nur die Schere zwischen den Zielen und dem tatsächlich Erreichten weiter auf.